September 2018 – 2020 / Wiesloch / Polizei
„9 Millimeter für Ausländer“ und „Hier marschiert der nationale Widerstand“ skandiert eine Männergruppe, die durch die Fußgängerzone von Wiesloch zieht, eine Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Zuvor haben die sechs Männer einen Junggesellenabschied in einer Gaststätte gefeiert und dabei Wehrmachtslieder gesungen, ohne dass die anderen Gäste eingegriffen hätten. Es ist ein warmer Spätsommerabend, vor dem Eiscafé Dolomiti sitzen die letzten Gäste, die türkeistämmige Wirtin und ihre kleine Tochter, insgesamt zehn Erwachsene und vier Kinder. Als die Männergruppe beim Eiscafé ankommt, geht alles ganz schnell: Die Männer stürmen auf die Gäste des Cafés zu, umringen sie und beginnen, mit Fäusten und den herumstehenden Stühlen auf sie einzuschlagen. Ein Teil der Gäste kann gerade so ins Innere flüchten und sich auf der Toilette einschließen, die anderen tragen schwere Verletzungen davon. Selbst als die Polizei eintrifft, hören die Täter nicht auf, rassistische Parolen zu rufen und den „Hitlergruß“ zu zeigen. Wie sich später herausstellt, gehört ein Waffenmechaniker der Polizei Baden-Württemberg zu den Tätern.
Im Mai 2020 wird der Prozess gegen die sechs Männer eröffnet. Ende Juli wurden drei der Angeklagten zu Bewährungsstrafen verurteilt. Dagegen legten sie Widerspruch ein. Der Prozess gegen die drei anderen Angeklagten (mit dem Polizisten Daniel B.) wurde wegen Corona verschoben.
Im März 2021 wurde der Haupttäter zu einer Haftstrafe verurteilt. Der ehemalige Angestellte bei der Polizei Daniel B. erhielt eine Bewährungsstrafe. Er ist nicht mehr im Polizeidienst.