17.09.1990 – 2022 / Kempten / Staatsanwaltschaft / Polizei
Brandanschlag in Kempten
In der Nacht vom 17. November 1990 dringen Unbekannte gegen 02.45 Uhr in ein Wohnhaus in der Füssener Straße 24 im allgäuischen Kempten ein. Im hölzernen Treppenhaus verschütten sie vor zwei Wohnungen im zweiten und dritten Stock eine brennbare Flüssigkeit und zünden diese an. Die sechsköpfige Familie S. lebt zu diesem Zeitpunkt mit anderen Bewohner:innen türkischer Herkunft in dem dreistöckigen Haus am Rande der Kemptener Innenstadt.
Drei Familienmitglieder überleben zum Teil schwer verletzt, der 5-jährige Sohn der Familie stirbt wenige Tage nach dem Brand an einer Rauchvergiftung
Die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelt lediglich wegen schwerer Brandstiftung und vor allem im Umfeld der Bewohner des Hauses. Trotz eines Bekennerschreibens stellt die Behörde das Verfahren nach nicht einmal zwei Jahren ein, ohne die Hinterbliebenen zu informieren. In dem Bekennerschreiben drohen die Verfasser in Runenschrift und mit Hakenkreuz verziert: „Wir werden nicht ruhen, bis Kempten von allen undeutschen Kreaturen befreit ist.“ Kempten solle die „erste Stadt sein“, die „nicht von Schwulen, Linken, Ausländern und anderen Schweinen geplagt“ werde.
2020, nach 30 Jahren, stellt die bayerische Polizei fest, dass offenbar „etwas schiefgelaufen“ sei und nimmt die Ermittlungen erneut auf.
2022 dauern die erneuten Ermittlungen immer noch an. Die Chancen die Täter vor Gericht zu stellen sind sehr gering. Inzwischen wurden die Beweismittel vernichtet.