08.06.2000 / Erfurt / Geheimdienste
Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Helmut Roewer wird vom Dienst suspendiert, weil ans Licht kommt, dass er den einschlägig vorbestraften Neonazi Thomas Dienel über anderthalb Jahre als V-Mann beschäftigt und ihm dafür insgesamt 25.000 Mark zukommen lassen hat.
Am 31. August 2000 wird Roewer dann vom Innenminister Thüringens Christian Köckert (CDU) in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Die Aufklärung der Causa Dienel verweigert Roewer vehement, die tieferen Verstrickungen des Verfassungsschutzes mit der rechtsradikalen Szene bleiben damit unbeleuchtet. Thomas Dienel bleibt auch in den folgenden Jahren aktiver Neonazi und deutet die Arbeit für den Verfassungsschutz als Dienst für die nationale Sache: Er habe von den Verfassungsschützern Informationen abgeschöpft und das Geld auch zur Unterstützung rechter Strukturen genutzt. Außerdem sei er auch vor rechtlicher Verfolgung geschützt worden.
Helmut Roewer taucht in der Öffentlichkeit im Jahr 2016 erneut auf, weil er QuerdenkenTV ein Interview gibt, in dem er von einem bevorstehenden Umsturz redet, die Anti-PEGIDA Demonstrant:innen als aus „öffentlicher Hand“ finanzierte „stadt- oder landesbekannte Gewalttäter“ bezeichnet und sogar andeutet, dass er während seiner Amtszeit Möglichkeiten genutzt habe, um Journalist:innen zu schaden, die kritisch über ihn berichteten.
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