21.06.1962 / Schwabing / Polizei
Schwabinger Krawalle
Wegen Ruhestörung und dem Singen von russischen Volksliedern beendete die Polizei ein Konzert von Straßenmusikern und nahm sie fest. Die 150 Zuschauer:innen waren damit nicht einverstanden. Sie riefen „Nazi-Polizei“ und ließen die Luft aus den Rädern der Streifenwagen. Die Polizisten riefen Verstärkung. Es kamen mehrere Einsatzwagen und dutzende Polizisten schlugen mit Gummiknüppeln auf die Menschen ein. Die wehrten sich und es kam in den folgenden Tagen zu Straßenschlachten und äußerst brutalem Vorgehen der Polizei, das auch Kinder nicht ausnahm. Menschen, die vermitteln wollten, wurden niedergeschlagen. Die Polizei ritt mit Pferden durch Straßencafes und Menschenansammlungen. Zeitweise beteiligten sich bis zu 40.000 Menschen an den Protesten.
Das schlechte Wetter beendet am 26. Juni 1962 die Krawalle.
Etwa 400 Personen wurden festgenommen. 54 Menschen wurden zu Freiheits- und Geldstrafen verurteilt. Von 143 beschuldigten Polizisten wurden nur 4 verurteilt.
In den folgenden Tagen und Monaten versuchten Polizei und Stadtregierung ihr martialisches Vorgehen zu begründen, indem sie Kommunisten und Rowdys verantwortlich machen wollten.
Die Schwabinger Krawalle stehen exemplarisch für das bis dahin übliche Vorgehen der deutschen Polizei, das durch ordnungspolitische Vorstellungen von vor 1945 geprägt war. Das lag sicher auch an den personellen Kontinuitäten. Denn auch in Bayern war die Entnazifizierung gescheitert: „Bereits bis zum 31. Dezember 1948 waren 14.400 Beamte, die man wegen ihrer Parteimitgliedschaft entlassen hatte, wieder eingestellt worden.“
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Entnazifizierung
https://www.spiegel.de/geschichte/schwabinger-krawalle-1962-polizei-gegen-studenten-a-947609.html