14.02.2020 – 2021 / Nordrhein Westfalen / Gruppe S
Nazi-Terror mit Unterstützung aus der Polizei – die Gruppe S
12 Neonazis besorgen sich ab September 2019 Schusswaffen, Handgranaten und Sprengstoff. Ab März wollen sie damit Terroranschläge auf Muslime, Asylsuchende und Politiker:innen verüben mit dem erklärten Ziel, einen „Rassenkrieg“ herbeizuführen. Dabei unterstützt sie ein Polizist aus Hamm. Nach der Festnahme der Gruppe im Februar werden bei Ermittlungen im Polizeipräsidium Hamm zwei weitere rechtsextremistische „Prüffälle“ entdeckt.
Der Polizist, Thorsten Wollschläger, hatte in Chats finanzielle Unterstützung für das Beschaffen von Waffen und die Vorbereitung von Anschlägen zugesagt. Seinen Nachbar:innen zufolge machte er aus seiner Gesinnung kein Geheimnis: Bereits 2018 meldete man der Polizei, dass Wollschläger Reichskriegsflaggen am Balkon seines Hauses aufgehängt hatte. Außerdem trug er im Dienst Kleidung eines Neonazi-Modelabels und war nach Recherchen der Antifa Hamm sogar schon in den 90ern in der Neonaziszene aktiv.
Auch in sozialen Netzwerken teilte Wollschläger, der die letzten Jahre als Verwaltungsmitarbeiter der Polizei tätig war, offen Nazipropaganda: So fanden Journalist:innen bei Recherchen auf seinem „VK“-Profil unter anderem ein Bild mit dem in Fraktur geschriebenen Aufruf an Polizist:innen, ihre Dienstwaffe „gegen Gesindel“ einzusetzen, so wie es „das Volk, [der] Dienstherr“ wolle.
Der Informant, der selbst Teil der Gruppe war, die Gruppengründerin Marion Grohganz und zwei Neonazis, die in engem Kontakt mit der Gruppe standen – sogar vorhatten, an Treffen teilzunehmen – werden schließlich nicht angeklagt, sondern nur als Zeugen vernommen. Einer von beiden, Ralph Eitelbach, erhält die Vorladung zur Zeugenbefragung per WhatsApp von einem befreundeten Polizisten.
Daran ist nicht nur bestürzend, wie lange Wollschläger trotzdem im Dienst bleiben konnte, sodass er in seinem Amt Terror unterstützen konnte. Es zeigt sich außerdem wieder einmal, wie anschlussfähig das Selbstverständnis der deutschen Sicherheitsbehörden an rechte Ideologie ist. Der „harte Kern“ (wie einer der Chats der „Gruppe S.“ hieß), der das „deutsche Volk“ zu beschützen habe und das notfalls mit Gewalt und unter Umgehung von Grundrechten: Eine solche Rhetorik hören wir auch immer wieder, wenn neue Polizeigesetze verabschiedet werden oder Verfassungsschutz und BND sich im Bundestag verantworten.
14.02.2020, Düsseldorf – Polizeimitarbeiter Thorsten Wollschläger aus Hamm war Unterstützer der rechten Terrorgruppe S.
22.02.20, Hamm – Polizeimitarbeiter Thorsten Wollschläger aus Hamm – Schon in den 1990er Jahren Kontakte zu Neonazistrukturen?
ttps://aah.noblogs.org/?p=2091
29.02.2020 – Der Polizei-Mitarbeiter, der die „Gruppe S.“ unterstütze, postete vorher rechtsextreme Memes auf Social Media
https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/gruppe-s-terrorafrufe-101.html
22.05.20 – Bei Untersuchungen im Polizeipräsidium Hamm wegen der „Gruppe S.“ werden zwei weitere Mitarbeiter wegen Extremismusverdacht suspendiert
24.06.2020 – Recherche zu den Chatgruppen und Netzwerken im Umfeld der Gruppe S.
16.07.2020 – Dortmund – Verdächtiger der Gruppe S. tot in seiner Zelle aufgefunden
9.10.2020 – Polizei findet 1,2 kg TNT bei Nazi aus dem Umfeld der Gruppe S.
12.11.2020 – Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen 11 Mitglieder und Unterstützer der Gruppe S erhoben. Ein Unterstützer ist der Polizist aus Hamm.
https://taz.de/Gewaltplaene-von-Buergerwehr-Truppe/!5728192/
7.4.2021 / März 2021 – Drei wichtige Mitglieder und Vertraute der Gruppe S. werden nicht angeklagt.
Die Recherchegruppe „Exif Recherche“ schätzt in einem Artikel ein, dass der Verfassungsschutz, entgegen seiner Behauptung, die Öffentlichkeit nicht frühzeitig informiert hat und Verstrickungen zu anderen rechtsterroristischen Gruppierungen verschweigt.
https://exif-recherche.org/?p=7045
https://www.der-rechte-rand.de/archive/7401/buergerwehr-rechtsterror-gruppe-s/
Am 13.04.2021 beginnt der Prozess am Oberlandesgericht Stuttgart.