1996 – 2023 / Calw / Nazihotspot Kommando Spezialkräfte (KSK)
Seit der Gründung 1996 reißt die Kette rechter Skandale im KSK nicht mehr ab. Alle staatlichen Versuche, das zu verändern, waren halbherzig, dienten lediglich der Beruhigung der Öffentlichkeit oder der Verschleierung des Problems.
Die Ursachen für das Nazi-Problem im KSK sind historisch und strukturell. Es ist keineswegs ein Zufall, dass so viele rechtsradikale Akteur:innen über einen so langen Zeitraum im KSK aktiv sein konnten und können.
Das Kommando Spezialkräfte (KSK) soll in Kriegs- und Krisengebieten Terrorist:innen bekämpfen, Geiseln befreien und Aufklärung betreiben. Schon bei der Gründung wurde kritisiert, dass das KSK aufgrund seines Auftrages und der geltenden Geheimhaltung jeder demokratischen Kontrolle und öffentlichen Kritik entzogen ist.
Mehr noch als in der Bundeswehr stellen sich Offiziere des KSK in die Tradition deutscher, nationalistischer Militärs und vermitteln dies auch an ihre Untergebenen. Die Krokodilstränen der Regierung, ob der vielen Nazis im KSK sind nur schwer zu ertragen. Wenn ein rechter Traditionalist und Wehrmachtsfan, wie Reinhard Güntzel (Dritter Kommandeur des KSK) mit dem Aufbau dieser Einheit beauftragt wird, dann war das Absicht, kein Versehen.
Das KSK zieht auf Grund seiner Aufgaben, seiner Vorgehensweise und seiner Struktur offensichtlich Menschen mit autoritärem und gewaltaffinem Charakter an. Es herrscht ein elitäres Bewusstsein unter den Soldaten und ihren Vorgesetzten. Das de facto Außerhalb-des-Gesetzes-stehen, führt zu einer Verachtung demokratischer Grundwerte. Der überhöhte Corpsgeist ist Voraussetzuung für das militärische Handeln im KSK. Das alles führt zu einem rechtsoffenen bis rechtsradikalen Klima im KSK, in dem Nazis sich aufgehoben und geschützt fühlen.
Das KSK ist nicht reformierbar. Es muss aufgelöst werden.
Juni 2002 Ein ehemaliger KSK Soldat, der damals 22-jährige Neonazi André Chladek, überfällt eine Bundeswehreinheit und erbeutete sechs Pistolen und 1550 Schuss Munition. Er plante, führende Politiker, Armee-Ofiziere, Journalisten und andere Vertreter der Zivilgesellschaft zu ermorden. Dem MAD oder anderen Geheimdiensten war er bis dahin nicht aufgefallen.
2002 Der als vermeintlicher Taliban-Kämpfer entführte und in Guantanamo inhaftierte Murat Kurnaz wird von zwei KSK Soldaten misshandelt. Die Bundesregierung dementiert zunächst, dass das KSK überhaupt involviert war. Erst nach Jahren stellt sich heraus, dass Kurnaz Aussage stimmt. Einer der Beteiligten Alexander F. wird 2020 wegen Nähe zur „Identitären Bewegung“ vom Dienst suspendiert.
https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/ksk-soldat-101.html
4. November 2003 Der dritte Kommandeur des KSK Reinhard Günzel wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt, weil er den Antisemiten (und heutigen AfD Abgeordneten) Hohmann unterstützt hat.
2005 Gemeinsam mit U. Wegner (langjähriger Kommandeur GSG 9) und dem ehemaligen SS Kommandeur W. Walther veröffentlicht Reinhard Günzel das Buch „Geheime Krieger“. In diesem Buch stellt er das KSK in die Tradition der Spezialeinheit der Wehrmacht „Division Brandenburg“ im 2. Weltkrieg.
2007 Der Hauptmann Daniel Kaufhold sendet eine Hassmail an Jürgen Rose (Vorstandsmitglied des friedensbewegten „Darmstädter Signal“). Aber erst 2019 wird Daniel Kaufhold (jetzt Oberstleutnant) suspendiert und später entlassen, weil er Reichsbürgersprüche auf Facebook gepostet hatte. Im Dezember 2020 hebt ein Gericht die Entlassung von Daniel Kaufhold, der in seiner Jugend NPD Mitglied war, wieder auf.
Von 2014 bis 2019 hat das KSK Übungen bei einem ehemaligen KSK Soldaten in Namibia durchgeführt. Im As of January 2021, wird nun die Vergabepraxis des KSK überprüft. Zumal vermutet wird, dass dieser ehemalige KSK Soldat rechtsextreme Einstellungen hat.
2015 Der ehemalige KSK-Soldat André Schmitt gründet das Hannibal-Netzwerk von „Prepper“-Gruppen. Hannibal ist Teil eines militärischen rechten Netzwerkes, in das bundesdeutsche Sicherheitsorgane verwickelt sind (Nordkreuz, Uniter, Franco Hans Albrecht)
https://taz.de/Rechtes-Netzwerk-in-der-Bundeswehr/!5548926/
2017 Bei einer „Schweinekopfparty“ für den KSK Kompaniechef Pascal Dürwald wird der Hitlergruß gezeigt und Lieder einer Naziband gesungen. Später behaupten die Beteiligten, dass der Hitlergruß nur „Ave Cäsar“ bedeutet hätte.
September 2017 Razzia in der KSK Kaserne in Calw André Schmitt brüstet sich später damit, vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) vorher informiert worden zu sein. Der zuständige MAD-Ermittler Peter W. ist ein ehemaliger Fallschirmjäger, wie André Schmitt. Die Razzia stand im Zusammenhang mit Ermittlungen zu Franco Hans Albrecht (der Bundeswehrsoldat plante ein großes Sprengstoffattentat). Franco Hans Albrecht galt als enge Kontaktperson von André Schmitt.
Der MAD Ermittler Peter W. wird im Oktober 2020 vom Vorwurf des Geheimnisverrats freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung angekündigt.
https://taz.de/MAD-Prozess-in-Koeln/!5581449/
Oktober 2018 Hannibal/Uniter Gründer André Schmitt veranstaltet in Mosbach mit Gesinnungsgenossen ein illegales Schießtraining. Dafür wird er 2020 zu 80 Tagessätzen verurteilt.
März 2020 Neun Mitglieder des KSK werden als Neonazis enttarnt. Der Militärische Abschirmdienst hatte 20 Verdachtsfälle untersucht.
Mai 2020 Bei dem KSK-Oberstabsfeldwebel Philipp Sch. wird ein umfangreiches Waffen- und Sprengstoffversteck entdeckt. Diese kommen aus Beständen des KSK. Philipp Sch. diente in der selben Einheit wie André Schmitt und war auch Teilnehmer der sogenannten „Schweinekopfparty“. Bei der Durchsuchung werden ebenfalls Nazidevotionalien, wie ein SS-Liederbuch gefunden.
12.6.2020 Ein Brandbrief eines KSK-Hauptmanns prangert die Zustände im Kommando an. Insbesonders beklagt er die Toleranz gegenüber neonazistischen Umtrieben.
https://www.tagesschau.de/inland/ksk-rechtsextremismus-101.html
18.6.2020 Ein Ermittler des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) gibt vertrauliche Informationen am Tag einer Durchsuchumg und Ermittlungsfotos zum KSK an einen befreundeten KSK-Soldaten weiter. Dabei soll er ihm geraten haben, besonders vorsichtig zu sein. Später wird bekannt, dass mehrere KSK-Soldaten regelmäßig interne Informationen aus dem MAD bekommen haben. Gegen den Ermittler wird im März 2022 Anklage durch die Staatsanwaltschaft Köln erhoben.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/mad-125.html
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/ksk-razzia-geheimnisverrat-101.html
02.07.2020 Bei einem Mitarbeiter von Tobias Pflüger (MdB) in Tübingen wird eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Der Mitarbeiter forscht zum KSK. Sollte hier kritische Recherche unterbunden werden?
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/hausdurchsuchung-der-polizei-in-tuebingen-hat-nachspiel-100.html
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. Oktober 2020 sind die Ermittlungen gegen Philip Sch. abgeschlossen. Laut sächsischer Staatsanwaltschaft spielte seine Gesinnung bei den Ermittlungen keine Rolle. Im Dezember 2020 wird er auf Kaution entlassen. Im As of January 2021, beginnt der Prozess gegen ihn. Er gesteht das Horten der Waffen und behauptet sie für die Ausbildung benötigt zu haben. Im März 2021 wird er zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt, weil das Gericht nicht bereit ist, seine rechte Einstellung als Tatmotiv anzuerkennen.
https://taz.de/Rechter-KSK-Soldat-bei-der-Bundeswehr/!5682476/
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/ksk-sachsen-durchsuchung-103.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/prozess-ksk-bundeswehr-bewaehrungsstrafe-1.5234083
4.11.2020 Der Generalinspekteur der Bundeswehr kündigt an, das KSK bis Mitte 2021 umzubauen. Die Kontrolle darüber soll der MAD haben. Die vermisste Munition wird als Buchungsfehler abgetan.
11.02.2021 Nach Recherchen von taz und WDR konnten im Frühjahr 2020 KSK Soldat:innen illegal entwendete Munition und Waffen zurückgeben. Dabei gingen sie auf Anweisung des Kommandeurs Markus Kreitmayr straffrei aus. Aber auch das Verteidigungsministerium wusste Bescheid. Bei der Sammelaktion wurden mehr Waffen und Munition zurückgegeben, als vermisst wurden. Gegen Kreitmayr wird im Februar 2022 Anklage erhoben. Offenbar wurde schon länger illegal mit Munition und Waffen verfahren. 2018 wurden Datensätze einer Munitionsinventur gelöscht. Wahrscheinlich um Fehlbestände zu verschleiern. Im Verdacht steht ein Oberstleutnant, gegen den im März 2021 ein Disziplinarverfahren angestrengt wird.
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. März 2021 berichtet die Tageschau, dass das KSK seit 2014 fast die Hälfte aller Aufträge an Fremdfirmen rechtswidrig vergeben hat. Der Verdacht auf Vetternwirtschaft liegt nahe.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/ksk-vergabepraxis-101.html
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. März 2021 wird der Zwischenbericht (Oktober 2020) des Generalinspekteures der Bundeswehr Eberhard Zorn öffentlich. Ein rechtsextremistisches Netzwerk, das “ziel- und zweckgerichtet an dem Beseitigen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung arbeitet, wurde dabei nicht erkannt”, heißt es in dem Bericht.
https://www.tagesschau.de/inland/ksk-rechtsextremismus-mad-101.html
19.09.2021 Der Militärische Abschirmdienst ermittelt gegen zwei KSK Soldaten. Ein Oberstabsfeldwebel hatte 2015 die Reichskriegsflagge gehisst. Ein Leutnant soll Teil einer rechten Chatgruppe gewesen sein.
2021 / 2022 Der ehemalige Oberst des KSK Maximilian Eder tritt vermehrt und in Uniform auf Demonstrationen der Coronaleugner:innen auf. Nach der Flutkastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 tritt er gemeinsam mit anderen bekannten Coronaleugner:innen als Fluthelfer auf. Dazu besetzen sie eine Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Dezember 2022 Das Reichsbürgernetzwerk wird enntarnt, es finden Razzien statt und insgesamt fast 60 Personen werden festgenommen. Darunter auch ehemalige KSK Soldaten. Bekannt sind bisher
- Rüdiger von Pescatore ehemalige Oberstleutnant war bis April 1996 Kommandeur des Fallschirmjägerbataillons 251 in Calw, Er schied 1996 aus dem Dienst aus
- Oberstabsfeldwebel Andreas Meyer war noch im KSK aktiv
- Maximillian Eder (siehe oben), Survivalcoach, aktiver Coronaleugner, bot Kurse zur „Krisenvorsorge“ , Ermittler fanden bei ihm mehrere Schusswaffen war wahrscheinlich durch eine Gefahrenansprache von Razzia informiert
- Peter Wörner „Wolfszeit Naturkraft” bot Seminare im sogenannten Survivaltraining an und gilt als Unterstützer der Neonazi-Prepperszene. Wörner trat unter anderem mit dem als „Volkslehrer” bekannten Nikolai Nerling gemeinsam in einem Video auf. Bei der Bundeswehr laut eigenen Angaben zum Einzelkämpfer ausgebildet.
- Marco van H. früherer Zeitsoldat, der beim KSK gedient haben soll, Pfinztal-Wöschbach, einem 3.000-Einwohner-Ort bei Karlsruhe, Coronaleugner
https://www.wsws.org/de/articles/2022/12/13/kskr-d13.html
April 2023 T-Online berichtet über den ehemaligen KSK Soldaten Patrick J., der 2017 mehrfach rassistische, antisemitische und faschistische Vorfälle beobachtete und später meldete. Aber seine Meldungen wurden ignoriert. Stattdessen wurde er wegen angeblichen “Missbrauch der Befehlsbefugnis” angezeigt.