1958 – 1983 / Bonn / Bundeswehr
Kriegsverbrecher und Wehrmachtsoffiziere waren Generalinspekteure der Bundeswehr
Der Generalinspekteur der Bundeswehr ist deren ranghöchster Soldat. Bis 1983 waren alle Generalinspekteure der Bundeswehr frühere, teils hochdekorierte Wehrmachtsoffiziere.
Adolf Heusinger (1897 – 1982) beteiligte sich schon aktiv am 1. Weltkrieg, war Offizier der Reichswehr und später der Wehrmacht. Während des 2. Weltkrieges war er Mitglied des Generalstabes im Oberkommando des Heeres. Dort war er an der Vorbereitung und Durchführung der Angriffe auf die Tschechoslowakei, Polen, Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich, gegen Griechenland und Jugoslawien, die Sowjetunion, Ägypten, Italien, Ungarn, Rumänien, England, Schweiz, Portugal, Spanien sowie den Afrikafeldzügen beteiligt. Heusinger leitete unmittelbar auch den Einsatz der Wehrmacht im Rahmen der „Bandenbekämpfung“’, (d.h. gegen Widerstandskämpfer:innen) und setzte dabei auf die „Taktik der verbrannten Erde“ (eine Kriegstaktik, bei der eine Armee alles, was der Gegner noch gebrauchen könnte, zerstört).
Nach dem Attentat auf Hitler verfasste er eine Denkschrift, in der er zahlreiche Verschwörer denunzierte. Heusinger gilt als geistiger Vater des „Volkssturms“, einer deutschen militärischen Formation in der Endphase des Zweiten Weltkrieges.
Nach 1945 trat er als Zeuge bei den „Nürnberger Prozessen“ gegen die Hauptkriegsverbrecher auf. Er war Berater in der Organisation Gehlen, dem Vorläufer des BND. Im sogenannten „Amt Blank“ plante er den Aufbau der Bundeswehr. In den späten 40er und frühen 50er Jahren war er an der Planung einer Geheimarmee aus 40.000 Soldaten beteiligt. Als Generalleutnant trat er 1955 in die von ihm geplante Bundeswehr ein und war von 1957 bis 1964 Generalinspekteur. Während dieser Zeit stand für ihn der Kampf gegen den Kommunismus im Vordergrund. Ein Auslieferungsersuchen der Sowjetunion wegen seiner Kriegsverbrechen war nicht erfolgreich.
Er starb 1982 hochdekoriert – mit zahlreichen Eisernen Kreuzen und dem Bundesverdienstkreuz. Nach ihm sind eine Kaserne, eine Straße und die höchste Auszeichnung der Offiziersausbildung der Bundeswehr benannt.
https://web.archive.org/web/20101120002749/http://braunbuch.de/4-02.shtml#i03
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Heusinger
Friedrich Albert Foertsch (1900 – 1976) wurde 1918 noch während der letzten Kriegstage zum Mörder ausgebildet. Danach schloss er sich einem Freikorps an und diente später in der Reichswehr. Als Generalstabsoffizier beteiligte er sich am Frankreichfeldzug und am Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Er geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde 1950 als Kriegsverbrecher zu 25 Jahren Haft verurteilt. Er kam 1955 in die Bundesrepublik, nachdem Adenauer eine Amnestie erwirkt hatte. 1956 trat er als Generalmajor in die Bundeswehr ein und wurde 1961 zum Generalinspekteur ernannt, Protest vonseiten der Sowjetunion wurde durch die Bundesregierung zurückgewiesen. Er war überdies Vertreter der atomaren Bewaffnung der BRD. Während seiner Dienstzeit begannen die geheimen Planungen für die Ausrüstung mit Chemiewaffen. 1963 wurde er in den Ruhestand versetzt. Der Träger diverser Erster- und anderer Ritterkreuze erhielt auch das Bundesverdienstkreuz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Foertsch
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25673831.html
https://www.ndr.de/geschichte/Bundeswehr-plante-frueher-Chemiewaffen-Einsatz,chemiewaffen216.html
Heinz Trettner (1907 – 2006) war Staffelkapitän der Legion Condor, die 1936 die baskische Stadt Guernica bombardierte. Als Generalstabsoffizier befehligte er die Zerstörung Rotterdams 1940. Er plante die Luftlandung auf Kreta. In den letzten Kriegsjahren war er in Italien eingesetzt, wo er während des Rückzuges die Politik der verbrannten Erde umsetzte. Bis 1949 war er in Kriegsgefangenschaft.
1956 wurde Trettner duch den Personalgutachterausschuss ein „Persilschein“ ausgestellt. Er begann als Generalmajor in der Bundeswehr und wurde 1964 zum Generalinspekteur befördert. In dieser Funktion machte er sich für Atomminen an der Grenze zur DDR stark. 1966 wurde er auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Während der Debatte um die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ verharmloste Trettner den bestialischen Angriff auf die Sowjetunion 1941 als Präventivkrieg: „Es dürfte heute erwiesen sein, dass der Krieg gegen die Sowjetunion – anders als die Umerziehungspropaganda behauptet – in erster Linie ein nur schweren Herzens begonnener, aufgezwungener Präventivkrieg war“.
2005 unterzeichnete er den Aufruf des Instituts für Staatspolitik „Gegen das Vergessen“, der sich gegen die Namenstilgung von Kriegsverbrechern in der Bundeswehr richtete. Trettner starb 2006.*
https://web.archive.org/web/20101120002749/http://braunbuch.de/4-02.shtml#i01
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Trettner
Ulrich de Maizière (1912 – 2006) begann seine Karriere bei der Reichswehr und stieg in der Wehrmacht in den Generalstab des Heeres auf. Hitler zeigte sich dort von seiner präzisen Ausdrucksweise beeindruckt. Nach 1945 kam er für 2 Jahre in Kriegsgefangenschaft und versuchte sich dann als Buchhändler. Von 1951 bis 1955 arbeitete er im „Amt Blank“ am Aufbau der Bundeswehr mit. Er begann als Oberst in der Bundeswehr und war dort als Führer einer Grenadierdivision und einer Bundeswehrschule tätig. 1966 wurde er Generalinspekteur der Bundeswehr. 1972 trat er in den Ruhestand. Auch er war Träger des Eisernen und des Bundesverdienstkreuzes.*
https://web.archive.org/web/20101120002749/http://braunbuch.de/4-02.shtml#i07
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_de_Maizière
Armin Zimmermann (1917 – 1976) war Hitlers jüngster Flottenchef der Kriegsmarine. Er war maßgeblich an der Planung der letzten Seeoffensive der deutschen Kriegsmarine im März 1945 beteiligt. Die Aktion kostete 28 Menschen das Leben und brachte einen Kohledampfer als Kriegsbeute. Nach dem Krieg arbeitete er als Minensucher und wurde 1956 in die Bundeswehr übernommen. Er machte Karriere und wurde 1972 Admiral Generalinspekteur der Bundeswehr. 1976 starb er im Dienst. Nach ihm wurde eine Kaserne benannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Armin_Zimmermann_(Admiral)
Harald Wust (1921 – 2010) war Kompaniechef an der Ostfront. Er kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dann war er Sozialarbeiter und Kinderbuchautor. 1956 wurde er Hauptmann der Luftwaffe. 1976 wurde er Generalinspekteur und trat 1978 nach Hierarchiegerangel zurück.*
https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Wust
Jürgen Brandt (1922- 2003) erlebte das Ende des 2. Weltkrieges als Leutnant in Kriegsgefangenschaft. Ab 1950 war er an verschiedenen Stellen, unter anderem beim Verfassungsschutz, dem Büro Graf Schwerin und dem Amt Blank am Aufbau der Bundeswehr und der Wiederbewaffnung beteiligt. 1957 kam er als Hauptmann zur Bundeswehr und wurde 1978 zum Generalinspekteur ernannt. 1983 ging er in den Ruhestand.*