November 2017 – 2021 / Kirtorf / Polizei
Auf einer Kirmes im November 2017 rufen zwei Brüder rechte Parolen. Sie sind Polizisten. Fabian G. (Jahrgang 1983) und der ältere Marcel G., im Dorf integriert, spielen im Fußballverein. Der Bürgermeister äußert sich begeistert über ihre Kameradschaft und Hilfsbereitschaft. Fabian G. ist Beamter im 1. Polizeirevier in Frankfurt. Er und sein älterer Bruder waren Teilnehmer der Chatgruppe “Itiotentreff”, die im Zuge der Ermittlungen zum NSU 2.0 aufflog. Bei den Hausdurchsuchungen am 25. Oktober 2018 finden die Ermittler:innen bei Marcel G. ein Nazi – Traditionskabinett mit SS Devotionalien und erlaubnispflichtigen Waffen. Auch bei Marcel F. werden unerlaubte Waffen gefunden.
Seit den 2000er Jahren macht Kirtorf als Nazidorf Schlagzeilen. Rechtsrockkonzerte und Hitler-Geburtstagspartys fanden hier statt. Der Protagonist Glenn Engelbrecht lebt immer noch im Dorf und ging mit einem der Brüder zur Schule. Beide Brüder sind über Facebook mit ihm verbunden.
10 Kilometer entfernt, in der Gemeinde Romrod, wohnt ein befreundeter Polizist, der mit dem älteren Bruder volksverhetzende Nachrichten ausgetauscht hat.
Ein weiterer Bewohner von Kirtorf ist der 31jährige Polizist Johannes S.. Auch er war Teilnehmer der Chatgruppe “Itiotentreff” und Beamter im 1. Frankfurter Polizeirevier. Er soll derjenige sein, der im Oktober 2018 die Daten der Rechtsanwältin Başay-Yıldız illegal abgefragt hat. Er war einer der Verdächtigen im NSU 2.0 Skandal. In den sozialen Netzwerken äußerte er sich häufig rassistisch und AfD freundlich.
2021 werden die beiden Brüder wegen Volksverhetzung und illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Im Juni 2021 wird der ältere Bruder Marcel G. wegen des Waffenbesitzes zur Bewährung verurteilt. Vom Vorwurf der Volksverhetzung wird er freigesprochen, weil die Bilder auf WhatsApp nicht öffentlich waren. Er wurde entlassen.
Im Oktober 2021 wird Fabian G. wegen Verrat von Dienstgeheimnissen (auch er hatte Daten im Polizeicomputer abgefragt) und wegen Waffenvergehen zu Geldstrafen verurteilt. Vom Vorwurf rechter Propaganda in der Chatgruppe wird er freigesprochen, weil es sich um eine “geschlossene” Chatgruppe gehandelt haben soll. Er hat den Dienst quittiert und betreibt nun eine Imbissbude.
https://www.fnp.de/hessen/vogelsberg-hessen-drei-polizisten-kirtorf-unter-verdacht-11309876.html
https://taz.de/Rechtsextreme-bei-der-Polizei-in-Hessen/!5565164/
https://taz.de/taz-Recherche-zu-Drohschreiben/!5712421/