Ende 1946 / Pullach / Bundesnachrichtendienst
Wie ein Nazi und Karrierist den BND gründete
Die Vorläuferorganisation des Bundesnachrichtendienst (BND), die „Organisation Gehlen“, wurde 1946 unter Führung der US Army als Auslandsnachrichtendienst im besetzten Deutschland gegründet. Ihr Chef, war der ehemalige Generalmajor a.D. der Wehrmacht Reinhard Gehlen.
In der Wehrmacht hatte Gehlen die „Abteilung Fremde Heere Ost/FHO“ des Oberkommandos des Heeres geleitet und war an der Vorbereitung des „Unternehmens Barbarossa“, dem Überfall auf die Sowjetunion beteiligt. Dort hatte er eine Reihe von Informationen über die Rote Armee gesammelt. Noch vor Ende des Krieges sicherte er das zentrale Archiv der Abteilung FHO auf Mikrofilmen und ließ sie und andere Materialien in 50 Stahlkisten im Bayrischen Wald vergraben. Nach Ende des Krieges suchte er so rasch wie möglich Kontakt zu den Amerikanern und empfahl sich ihnen als vermeintlich bester Kenner der UdSSR, indem er ihnen diese Kisten zur Verfügung stellte.
Gehlens Biograf Rolf-Dieter Müller sagte über ihn: Ihm ging es immer zuerst um sein persönliches Fortkommen. Hinzu kam sein Antikommunismus, der sich nach dem Ende des Krieges weiter vertiefte.
Fortan lieferte er den USA Informationen und Sachanalysen zu den sowjetischen Streitkräften. In den Augen der USA qualifizierte er sich durch dieses umfangreiche Wissen über militärische Strukturen der Sowjetunion als führender Geheimagent in Nachkriegsdeutschland. Er wurde 1947 mit dem Aufbau der „Organisation Gehlen“ betraut.
Er sorgte dafür, dass viele ehemalige Offiziere der Wehrmacht in der „Organisation Gehlen“ Arbeit fanden. Ebenso wurden SS-, SD- und Gestapo-Angehörige rekrutiert. Verbindendes Element alter Nazis, der BRD und des CIA, der ab Juli 1949 für die Organisation Gehlen zuständig war, bildete dabei der Antikommunismus im aufkommenden Kalten Krieg.
1956 wurde aus der Organisation Gehlen der BND und Gehlen sein erster Präsident. Sein Nachfolger wurde Gerhard Wessel, der auch sein Nachfolger in der Fremde Heere Ost ab 9.April 1945 war.
Der Hauptsitz des BND in Pullach bei München, der Ende 1947 von der Organisation bezogen wurde, hieß während der Nazi-Zeit übrigens Reichssiedlung Rudolf Heß.
So viel zu den Kontinuitäten im 3. Reich und der BRD…
Weiterführende Informationen:
https://www.zeit.de/gesellschaft/2013-12/historikerkommission-bnd-organisation-gehlen
https://taz.de/Alt-Nazis-beim-Bundesnachrichtendienst/!5118343/
https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Gehlen
https://www.spiegel.de/geschichte/organisationseinheit-85-a-948770.html
https://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/reinhard-gehlen-15482916.html