19.12.2016 – 2023 / Berlin / Polizei
Die nicht ganz geheimen Dienstgeheimnisse des Berliner Polizisten Detlef Moritz
Der Berliner Polizeibeamte Detlef Moritz nutzt laut eines Artikels der taz seine Stellung aus, um seine AfD-Parteifreunde mit Dienstgeheimnissen zu versorgen. Gleichzeitig scheint er eine beunruhigende Nähe zu den möglichen Drahtziehern hinter einer Nazi-Anschlagsserie in Neukölln zu haben.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Detlef Moritz wegen des Verdachts, er habe Dienstgeheimnisse über den Anschlag am Berliner Breitscheidplatz in einer Telegram-Gruppe an seine Parteifreunde verraten.
In der entsprechenden Telegram-Gruppe war auch Tilo P. Mitglied, mit dem sich Detlef Moritz auch schon im Herbst 2016 per E-Mail austauschte. Tilo Paulenz ist Mitglied der AfD in Neukölln und zusammen mit dem NPD-Mitglied Sebastian Thom vermutlich einer der Verantwortlichen hinter einer Anschlagsserie in Berlin Neukölln, der seit Frühling 2016 mehr als 60 Straftaten zugerechnet werden. So wurden Sebastian Thom und Tilo Paulenz beispielsweise dabei überwacht, wie sie den Linken-Kommunalpolitiker Ferat Koçak ausspionierten, auf dessen Auto und Haus kurze Zeit später ein Brandanschlag verübt wurde.
In einer E-Mail an den Berliner AfD-Vorsitzenden Georg Pazderski schildert ein AfD-Mitglied des Bezirksverbandes Neukölln, dass es eine große Nähe zwischen dem AfD-Bezirksvorstand und der Neonaziszene im Bezirk gebe. Darin heißt es, dass der bereits erwähnte Sebastian Thom an einer AfD-Veranstaltung in Neukölln teilnahm, obwohl die Neuköllner AfDler seine Neonaziaktivitäten kannten. Sie begrüßten Sebastian Thom freundschaftlich und verschwiegen seine Zugehörigkeit zur Neonaziszene den anderen AfD-Mitgliedern. Der Verfasser der E-Mail geht davon aus, dass die Mitglieder des Neuköllner AfD-Vorstandes eng mit der Neonaziszene verbandelt seien. Dies nahm Pazderski zum Anlass, ein Parteiausschlussverfahren gegen Tilo P. einzuleiten. Ob Tilo Paulenz inzwischen ausgeschlossen wurde, ist aber nicht bekannt.
Genau in diesem Bezirksverband der AfD, wo laut der Schilderungen eines AfD-Mitglieds eine zu große Nähe von AfD-Vorstand zur Neuköllner Neonaziszene besteht, ist der Polizeibeamte Detlef Moritz inzwischen nicht mehr nur einfaches Mitglied, sondern seit Oktober 2019 Rechnungsprüfer. Es bleibt zu klären, ob diese Verbindung zwischen einem Polizeibeamten, der mutmaßlich Dienstgeheimnisse an seine Parteifreunde weitergibt, und den Hauptverdächtigen einer Neonazi-Anschlagsserie in Neukölln der Grund dafür ist, warum es seit 2016 der Polizei nicht gelingt, die Anschlagsserie zu stoppen und den Drahtziehern das Handwerk zu legen.
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. April 2020 wird das Handy von Moritz beschlagnahmt. Die Auswertung der Daten dauert über ein Jahr. Im Juli 2021 finden die Ermittler:innen volksverhetzende Nachrichten. Detlef Moritz ist Mitglied der rassistischen Chatgruppe „Die Eierköppe“. Eine Hausdurchsuchung findet statt, bei der weitere Datenträger beschlagnahmt werden. Im Dezember 2022 wird bekannt, dass insgesamt gegen 62 Polizist*innen ermittelt wird, die Rahmen der Datenauswertungen auffielen. Es handelt sich dabei aber wohl nicht um strafrechtlich relevante Taten.
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. As of January 2021, erhält Detlef Moritz einem Strafbefehl über eine Geldstrafe von 8100 Euro zu 90 Tagessätzen à 90 Euro wegen der Verletzung von Dienstgeheimnissen. Damit wäre er nicht einmal vorbestraft. Er hat dagegen Berufung eingelegt. Im Februar 2022 beginnt der Berufungsprozess. Doch der musste verlegt werden, weil das Gericht „vergessen“ hatte Zeugen zu laden.
https://taz.de/Anschlag-auf-Berliner-Weihnachtsmarkt/!5688454/
https://taz.de/Ermittlungen-gegen-Berliner-Beamten/!5690788/
January 2021: An investigation by Tagesspiegel reveals that Tilo Paulenz was chairman of the AfD’s nationalist “wing”. März 2023 wird Moritz vom Vorwurf des Verbreitens von Dienstgeheimnissen freigesprochen. Die Generalstaatsanwältin empfiehlt nun ein Disziplinarverfahren. Moritz arbeitet zur zeit auf einer Polizeiwache in Lichtenberg.