22.07.2016 / München / Polizei / Justiz
Der 18-jährige David Sonboly erschießt an einer McDonald’s-Filiale am OEZ neun Menschen und tötet danach sich selbst. Fast alle Opfer seiner Tat sind Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Obwohl er sogar während der Tat Dinge ruft wie “Ich bin Deutscher, ich bin hier geboren worden, wegen den Scheiß-Kanaken tue ich das!” und “Ich hasse euch Moslems!” stufen weder die Polizei, noch die Justiz den Vorfall als rechtsradikale Straftat ein. Während der anschließenden Ermittlungen verdichtet sich das Bild eines gefestigten Rechtsradikalen. Er bewundert den extrem rechten Terroristen Anders Breivik und plant seine Tat am Jahrestag des Utøya-Anschlags, er hinterlässt ein Bekennerschreiben mit dem Dateinamen „Ich werde jetzt jeden Deutschen Türken auslöschen egal wer.docx“, in dem er die Bewohner:innen seines Stadtviertels als „ausländische Untermenschen“ und „Kakerlaken“ bezeichnete, die man „auslöschen“ müsse. Während einer Psychotherapie zeigt er den Hitlergruß, malt Hakenkreuze und bekennt sich zu den Taten der deutschen Nationalsozialisten. Auch für die Thesen der AfD interessiert sich David Sonboly und ist stolz darauf am selben Tag wie Adolf Hitler Geburtstag zu haben.
Trotz dieser einschlägigen Fakten und den vielen Expert:innenmeinungen, die auf einen rechtsradikalen Hintergrund hinweisen, wird die Tat als unpolitisch eingestuft. Das treibende Hauptmotiv für die Tat seien die Mobbingerfahrungen des jungen Mannes gewesen und sein rechtes Weltbild lediglich gering beteiligter Nebenschauplatz, so Thomas Hampel, der Inspekteur der bayerischen Polizei. Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann lässt wissen: „Er hat aus unserer Sicht keine Tat im Namen irgendeiner Ideologie begangen.“
Erst im Oktober 2019, mehr als drei Jahre später, wird der Fall offiziell als rechtsterroristisches Verbrechen eingeordnet, nachdem drei von der Stadt München beauftragte Gutachter den rechtsradikalen und rassistischen Hintergrund der Tat erneut betonen. In der offiziellen Statistik wird das OEZ-Attentat seitdem unter der Rubrik “politisch motivierte Gewaltkriminalität rechts” geführt.