16.02.2010 / Berlin / Polizei / Justiz
Im Februar 2010 verhaften zwei Polizist:innen einen Vietnamesen, den sie des illegalen Zigarettenhandels verdächtigen, am U-Bahnhof Parchimer Allee, fahren ihn zu einem Feldweg nahe der Berliner Stadtgrenze bei Schönefeld und schlagen ihn dort zusammen. Danach lassen sie ihn auf dem verschneiten Feldweg bei winterlichen Temperaturen liegen. Zwei Zeug:innen beobachten dies und rufen die Brandenburger Polizei. Daraufhin wird ein Ermittlungsverfahren in Brandenburg wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet. Die Tatverdächtigen verbleiben aber im Dienst und werden nicht suspendiert.
Das 21-jährige Opfer kommt mit Prellungen am ganzen Körper ins Krankenhaus. Es sagt zudem aus, bereits am Tag zuvor von Polizist:innen geschlagen und nach Schönefeld gebracht worden zu sein.
Die Berliner Opferberatungsstelle ReachOut erklärt dazu, dass sie der Vorfall nicht überrasche, da ihnen einige Fälle bekannt seien, bei denen Menschen durch die Polizei misshandelt und danach in entlegenen Gegenden ausgesetzt wurden.
Vonseiten der Polizei wird darauf verwiesen, dass das Opfer nach Schönefeld gebracht worden sei, um ihn am weiteren Verkauf von illegalen Zigaretten zu hindern.
Das Gericht befindet schließlich trotz der Aussage einer Augenzeugin, welche die Schläge der Polizist:innen gegen das Opfer beobachtet hatte, die Vorwürfe gegen die Polizist:innen für nicht nachweisbar und spricht die beiden Beamt:innen frei. Die klar belastende Aussage können sich die Richter nicht erklären. Das Opfer kann im Prozess nicht befragt werden, da er vorher abgeschoben wurde.
ähnliche Fälle: https://entnazifizierungjetzt.de/1990er-bernau-polizei-justiz/ und https://entnazifizierungjetzt.de/dezember-2009-juli-2010-berlin-polizei/
https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/vietnamese-ausgesetzt-und-misshandelt
https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizisten-aus-beweismangel-freigesprochen/4486732.html