12.05.1994 / Magdeburg / Polizei / Justiz
Am sogenannten „Herrentag“ machen Nazis stundenlang Jagd auf afrikanische Migranten. Die Polizei ist zunächst mit zu wenigen Beamten vor Ort (obwohl sie informiert war) und greift nicht ein. Erst in den Abendstunden wird sie aktiv.
Jetzt werden aber vor allem Opfer (die in Notwehr gehandelt haben) festgesetzt. Die Jagd geht weiter. Der Nazimob zieht mit “Sieg Heil”-Rufen und Hitlergruß durch die Stadt. Ein Opfer wird von einem Polizisten festgehalten und nach unten gedrückt, während Nazis auf ihn einschlagen.
Ein Opfer der Übergriffe, der etwa 30-jährige Algerier Farid Boukhit, stirbt im September 1994.
Die wenigen Nazis, die festgesetzt werden, werden noch am selben Abend frei gelassen. Auf Haftbefehle wird verzichtet, obwohl die Gerichte darauf vorbereitet waren.
„Am nächsten Tag ist die öffentliche Empörung groß. Die Verantwortlichen beschwichtigen und verharmlosen den Pogrom. Polizeipräsident Antonius Stockmann erklärt die Ausschreitungen schlicht mit einem unglücklichen Zusammentreffen von »Sonne und Alkohol«. Mit ursächlich für die Übergriffe sei, daß die bedrohten Afrikaner nicht sofort, »wie man es hätte erwarten können«, vor den Hooligans die Flucht ergriffen hätten.“ Spiegel vom 22.05.1994: https://www.spiegel.de/politik/sonne-und-alkohol-a-509637c9-0002-0001-0000-000013684640?context=issue
Insgesamt wurden nur acht der an den Hetzjagden beteiligte Personen verurteilt. Von den 15 Ermittlungsverfahren gegen die untätigen Polizisten wegen Körperverletzung im Amt wurden alle eingestellt.